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Therapie und Intervention bei einer Lese-Rechtschreibschwäche

Es stehen insgesamt zahlreiche Behandlungsverfahren zur Therapie von Kindern und Jugendlichen mit LRS zur Verfügung, die häufig auf unterschiedlichen Konzepten beruhen. Dabei kann man zwischen symptomatischen und kausalen Therapieansätzen unterscheiden. Zu den erstgenannten Behandlungsmethoden zählen die Förderprogramme, mit denen lerntheoretisch das Lesen und Schreiben sowie deren Vorläuferfertigkeiten trainiert werden. Kausale Therapiemethoden dagegen zielen auf Erfolge durch die Beseitigung der Ursache des Versagens beim Schriftspracherwerb ab. Dabei werden psychische Grundfunktionen gefördert. Man geht dabei davon aus, dass auditive, visuelle, haptische und motorische Defizite bei einer LRS zugrunde liegen. Auch Lernblockaden können mit den kausalen Behandlungsmethoden bearbeitet werden.

Im Allgemeinen fand Suchodoletz (2010) heraus, dass nur für symptomatische, nicht aber für kausale Behandlungsansätze Belege für eine spezifische Wirksamkeit vorliegen (Suchodoletz, 2010).

Wichtig in der Förderpraxis ist es auch, dass die Förderung der phonologischen Bewusstheit in den Grundschuljahren von höchster Bedeutung ist. Für Kinder und Jugendliche ab der 5. Klasse ist das Trainieren von basalen phonologischen Fertigkeiten nicht als einzige Fördermaßnahme zu empfehlen, sondern auch orthografische Komponenten sind in den Vordergrund zu rücken (Schulte-Körne, 2011).

Frühförderung

In der Frühförderung eignen sich Programme, die die phonologische Bewusstheit fördern. Ein Beispiel ist das Programm Hören, lauschen, lernen von Küspert & Schneider (2006), welches in insgesamt sechs Trainingseinheiten Einsicht in die lautliche Struktur der Sprache vermittelt. Das Training erstreckt sich über 20 Wochen mit täglichen Übungseinheiten von ca. 10 bis 15 Minuten und kann auch im Kindergarten durchgeführt werden. Zu den sechs Einheiten gehören: Lauschspiele, Reime, Sätze und Wörter, Silben, Anlaute und Phoneme. Als Ergänzung dazu wurde das Programm Hören, lauschen, lernen 2 entwickelt, das Vorschulkindern gezielt Laut-Buchstabe-Zuordnungen vermittelt. Eine Wirksamkeit des Trainings konnte nachgewiesen werden.

Förderprogramme

Grundsätzlich steht bei einer Behandlung von LRS-Maßnahmen die Verbesserung der Lese- und Rechtschreibleistungen im Vordergrund. Allerdings darf sich die Förderung nicht auf diesen Bereich beschränken, sondern sollte unbedingt auch die psychische Stabilisierung einbeziehen sowie Begleitsymptome berücksichtigen und Schule und Elternhaus einbeziehen. Im Folgenden werden die Behandlungsangebote aufgelistet, die auf die Verbesserung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten eingehen. Diese Programme sollten in eine multimodale Therapie eingebunden werden (Suchodoletz, 2010).

Die Behandlungskonzepte beruhen auf Auffassungen über die Ursache von LRS. Bei einer genetisch bedingten LRS werden symptomatische Maßnahmen empfohlen, und bei zugrunde liegenden Defiziten psychischer Grundfunktionen hält man ein Training basaler Funktionen für erforderlich.

In der Regel orientieren sich die symptomatischen Förderkonzepte an den Stufen des Schriftspracherwerbs und berücksichtigen heil- sowie sonderpädagogische und lerntheoretische Prinzipien. Die Unterscheidungen beruhen weitestgehend darauf, welche Teilschritte des Schriftspracherwerbs im Mittelpunkt der Förderung stehen, welche Lernstrategien als besonders hilfreich angesehen werden und für welches Setting die Methode geeignet ist (Einzeltherapie, Gruppentraining, Elternberatung).

Die Förderprogramme beziehen sich häufig auf die alphabetische Phase des Schriftspracherwerbs und bestehen aus Übungen mit Bezug auf Silben und Laute, Übungen zur Phonem-Graphem-Zuordnung sowie das Lesen und Schreiben lautgetreuer Wörter. Lautgebärden und rhythmische Bewegungen werden unterstützend eingesetzt. Allerdings ist dabei umstritten, ob Lautgebärden tatsächlich eine positive Wirkung haben. Positive Effekte haben Übungen zur phonologischen Bewusstheit, die die Lautanalyse bzw. -synthese betreffen (Reime, Reimerkennung, Laute erkennen). Beherrschen Kinder das lautgetreue Lesen und Schreiben, so sollten Förderprogramme angewandt werden, die orthografisches Regelwissen vermitteln, wobei es keine Generalisierungseffekte gibt und jede Rechtschreibregel gesondert erarbeitet werden sollte (Suchodoletz, 2010).

Bild: Pixabay