Ziele
Die Vorstellung ist gängig, man lese Wortbilder, wie „das Bild, der Elefant usw.“ und müsse sich beim Leselernprozess darauf richten und dies durch viel lesen üben. Dann lesen Eltern vor und ihr Kind soll den nächsten Abschnitt lesen. Dabei überfordern sie oft ihre Kinder – im guten Glauben – und haben dann mit dem langsam beginnenden Hin und Her um Ausweichverhalten und Motivieren zu tun.
Schon die Aussprache von Buchstaben in einem Wortbild ist aber nicht eindeutig. So gibt es für zwei verschiedene Buchstaben einen gleichen Laut: v-f, e-ä, eu-äu und am Wortende b-p, d-t, g-k, s-ß-ss oder zwei gleiche Buchstaben werden nicht doppelt, sondern wie ein Laut gesprochen wie ff, gg, ll, ck, tz usw. oder gleiche Buchstaben werden unterschiedliche gesprochen wie die langen und kurzen Vokale, die an sich selbst – wie z.B im Französichen é, è – nicht zeigen, ob sie lang oder kurz oder unbetont ausgesprochen werden: o-ffen, O-fen, o-ft.
Auch die Silbenform ist keine direkte Sicherheit für die Aussprache beim Wortbildlesen. Einmal ist der Vokal in der offenen Silbe „re“ lang und kräftig „re-den“ und unbetont und schwach in „Wa-re“. Das liegt nicht am Wortbild als ganzem, sondern an der Lage der Silbe im Wort am Anfang oder Ende. Es gibt also visuelle und auditive Stolpersteine, die im Wortlesen enthalten sind.
Der Vortrag zeigt im ersten Teil die verschiedenen Stolpersteine auf, die das Lesenlernen erschweren und danach die zu beachtenden Maßnahmen und Hilfen: die richtige Auswahl der Leseübungen und der lauttreuen Wortwahl, die Silbenübungen, die Einübung in das rhythmische Lesen durch die neuen Betonungsbögen, was direkt unserem Sprechen entspricht. So kommt das unmelodische Lesen nicht auf, das alle Silben gleich betont und unmelodisch liest und daher ein zusätzliches Aha-Erlebnis für den Vergleich des unmelodischen Sprechens mit einem bekannten Sprachwort benötigt. Auch die Gestaltung der Sätze und Text in einer Form, die dem Üben der Augenbewegung von links nach rechts entspricht, wird Thema sein.
Die Ergebnisse beruhen auf einer langjährigen Beschäftigung des Referenten im Institut für Legasthenie- und Lerntherapie Bonn mit leseschwachen Kindern. Neben Veröffentlichungen wurde diese Analyse zuletzt auf dem Bundeskongress des BVL e.V. im März 2021 und im November 2021 beim Landesverband Baden-Württemberg vorgestellt.
Referent:
Uwe Findeisen M.A.
Erziehungswissenschaftler
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
www.legasthenie-therapie.de
Veröffentichungen:
Lesen lernen mit lauttreuen Leseübungen (5. Aufl.), 2021, Dr. Winkler Verlag, Bochum
Lauttreue Leseübungen (4. Aufl.), 2020, Dr. Winkler Verlag, Bochum
Test der Dekodierung und Leseleistung 1-2 / 3-5, Lernserver.de, 2013, Hogrefe Testzentrale im online Katalog
Lauttreue Lesehefte für die 1-4 Klasse (6 Hefte), Lernserver.de, 2013